Ich rieche den Frühling!
Über meinem Zuhause in der Weiherstraße liegen nicht mehr nur dichte, braune Staubwolken, sondern auch der Duft von Schneeglöckchen.
In den letzten Monaten hat sich hier auf der Baustelle einiges getan.
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Zunächst einmal kam ein großer LKW, der auch dem Rest des Hauses eine Rüstung verpasst hat. Damit das Haus jetzt im Winter nicht frieren muss, haben sie ihm ein weißes Kleid angezogen.
Zwar hat das Fachwerkhaus immer noch sein weißes Kleid an – aber ab und an wird das auch schon mal gelüftet und man kann ins Innere schauen. Wenn ich euch letztes Mal berichtet habe, dass sich einiges verändert hat, so muss ich sagen: Es geht noch mehr! Mittlerweile kann auch jede vorbeilaufende Maus sehen, dass sich etwas tut.
Überall blitzen neue Balken im Fachwerk. Das, was meine Menschen in mühevoller Arbeit in große Container verpackt haben, stapelt ein anderer jetzt wieder rein (dafür ist es jetzt auch gerade und sieht sehr ordentlich aus).
So langsam könnte ich den Titel „Baumaus“ tragen. Zum einen weiß ich als „Bau-Maus“ darüber Bescheid was in W4 passiert: Nachdem die Tapeten so gut wie alle verschwunden sind, wollen die Menschen da erst mal nichts machen. Zum anderen war ich bei der Aktion „Baum aus“ dabei! Die große Birke, die im Sommer immer so schön gerauscht hat, wurde bibermäßig umgelegt und in Häppchen zerlegt. Ein paar der Späne habe ich für meinen Nestbau zur Seite geschafft, da verrat ich euch aber nicht wohin – nicht, dass mir das noch einer wegholt.
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Die Decker für’s Dach waren jetzt auch da - und ich hatte Recht! Die haben das Dach nicht bedeckt, sondern umgezogen. Erst haben sie das alte Kleid ausgezogen und dann dem Haus einen Unterrock verpasst: Viele schnurgerade Stangen wurden auf’s Dach genagelt, nachdem die alten Dachtöpfe weggeschmissen wurden. Jetzt sind neue auf dem Haupt: Koramic Hohlfalzziegel J.D. 16. Schon um 1500 sollen wohlhabende niederländische Kaufleute ihre Stadthäuser mit diesen Scherben eingedeckt haben, habe ich gehört. Der Mann, der darauf aufpasst, dass das Haus so aussieht wie früher, muss eine Menge Ahnung haben. Schließlich weiß er, dass auch die Leute im Bergischen damit gerne ihre Häuser bedeckt haben – und deshalb sollen sie auch auf mein Dach…
Bald kommen wieder eine ganze Menge Leute, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Die Menschen in Burscheid haben nämlich ein interessantes Ritual: Jedes Jahr im Frühling kommen sie aus ihren Nestern, wuseln durchs Menschenrudel und scheinen eine Menge Spaß zu haben. Jetzt sollen sie ihre Pfoten auch in die Weiherstraße lenken – beim Tag der offenen Baustelle. Allerdings wird es ihnen schon ein bisschen schwerer gemacht: Die Menschen müssen dann wieder den gewöhnlichen Weg ins Haus nehmen und können nicht so wie ich durchs Gebälk schlüpfen (die Löcher werden nämlich immer kleiner Wink). An diesem Tag dürfen sie sich dann alles angucken und viele, viele Fragen stellen. Da bekomme ich mit Sicherheit auch wieder viele Neuigkeiten mit und muss nur aufpassen nicht erwischt zu werden.
Es freut sich auf das Frühlingsfest euer
Methusalem Maus
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